Atelier de
Recherche
Diskurse, Formate und Umwege der künstlerischen Forschung
Grundlagen künstlerisch-wissenschaftlicher Forschung
SoSe2020
Im Rahmen des Seminars werden wir Texte und Projekte der künstlerischen Forschung besprechen. Nach einführenden Lektüren und der Besprechung von konkreten Projekten, sollen in Form einer Forschungswerkstatt am ausgewählten Material implizite Diskurse analysiert werden.

Ein gutes Leben entsteht Pädagog*innen, Philosoph*innen und Künstler*innen folgend, aus dem selbstbestimmen und kritischen Diskurs des humanen, menschlichen Miteinanders. Was passiert, wenn dieses Miteinander durch äußere Umstände gestört wird, wie beispielsweise in der aktuellen Corona-Situation, wo und wie finden wir Menschen Räume für Entfaltung? Können ästhetische Praktiken uns dabei helfen?
Diese und ähnliche Fragen haben uns in unserem Forschungsansinnen geleitet. Mit Kunstkuchl wollen wir Raum bieten, neues auszuprobieren, sich phantasievoll und kreativ an Speisen, Kunst, ästhetischen Praktiken auszuprobieren – alles ist erlaubt. Gemeinsam wollen wir uns auf dem Weg sinnlicher Erfahrungen begeben, Inspiration und Kreativität Raum geben, um neues ungewohntes Terrain zu betreten.

In der Kunstkuchl wollen wir der künstlerischen Strategie - Schaffung freier Räume – folgend, Freiheit geben um kreativ tätig zu werden und intuitiv handeln zu können. Besonders interessiert uns dabei die Ebene der Reflexion. Nicht Wissen im klassischen Sinne soll hier produziert, sondern Denken angeregt werden. Künstlerische Forschung soll dabei im Anwendungskontext stattfinden: ästhetische Ereignisse sollen Räume öffnen um Sinnerfahrungen zu ermöglichen und diese auch zu reflektieren.
Wir haben uns dafür mit Konzepten wie culinary turn oder performative turn beschäftigt, die eine Verschiebung des Wissenskonzeptes von Text auf Prozesse des Hervorbringens, Machens und Handelns beschreiben. Studien zeigen, dass Wissen durch soziale wie performative Handlungskontexte hervorgebracht wird (vergl. Lyotard, Knorr-Cetina). Demzufolge ist die Erfassung von Welt und Konstruktion von Erkenntnis nicht rein kognitiv, sondern sind dafür auch körperliche Formen kultureller Praxis erforderlich – also Prozesse des Hervorbringens, Machens und Handelns.

Kunst hat das Potential, die unterschiedlichen Ebenen von Wissen – Alltags-/Handlungswissen und theoretisches Wissen, zu verbinden und in seiner Performativität zu reflektieren. Das durch künstlerische Praktiken und ästhetischen Darstellungsformen hervorgebrachte Wissen ist grundlegend für die künstlerische Forschung. Intuition wird dabei ein hoher Stellenwert beigemessen.


Wir wollen uns mit dem Denken in Umwegen befassen, nicht von A nach B springen, sondern überwachsenen Pfaden folgen, in Kreisen spazieren, einen Möbius-Streifen der Künstlerischen Forschung nachwandern, verworrene Richtungen einschlagen.
Unsere Methode, die Störung: ein Hindernis auf dem linearen Weg von Forschungsfrage über These schnurstraks zur Erkenntnis.
Wir stören uns gegenseitig, eine Woche lang.
Wir nähern uns dem ästhetischen Denken, wir arbeiten mit den Sinnen, wir halten uns, die eine die andere und umgekehrt, davon ab, gerade, linear und zu direkt zu denken. Unser Forschungsgegenstand: das Denken
an sich, das künstlerische Arbeiten, das ästhetische
Forschen, und wie die Nicht-Linearität in alldem aussehen könnte.
Sieben Tage also arbeiten, forschen und stören wir
gemeinsam und uns gegenseitig. Es gibt keine Regeln außer die Eine: unsere Zwischenergebnisse, die nächsten Schritte, die vorläufigen Resultate und die Weiterverarbeitungen müssen digital übertragbar sein. Sonst nichts: kein Einschränken, kein Halt, keine Form, keine Absprache.
Am Anfang wurde ausgelost.
Und dann: sieben Tage lang gestört.
Spurensicherungen
Ausstellung
WiSe 2022-23
Künstlerische Forschung der alltäglichen ästhetischen Praktiken
Künstlerisch Forschen durch sinnliche Erkenntnis,
ästhetisches Erfahren durch nicht-lineares Denken: Aber wie?