Atelier de
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Die Lehre der Abteilung für Künstlerische Wissenspraktiken ist offen für alle Studierenden der Kunstuniversität und ist auch Ergänzungsfach des BA-Studiums Kulturwissenschaften. Ziel der Abteilung ist es, Verbindungen zwischen künstlerischen Praktiken und Kulturanalyse durch das Experimentieren mit Methoden und durch die Reflexion folgender Forschungsschwerpunkte zu vertiefen:



Forschungsschwerpunkte
Selbstreflexive Ansätze und relationale Forschung

Welche Art von Wissen wird in einem universitären Kontext produziert, von wem und für wen? Welche Rolle spielen persönliche Erfahrungen und die eigene Standortgebundenheit in wissenschaftlich- und künstlerischer Wissensproduktion? Wir knüpfen in der Lehre und in der Forschung u.a. an Ansätze der Wissenssoziologie, der Standpoint-Theorien und der Ethnologie der Kunst- und Wissenschaftsproduktion an und machen es zu unserer Aufgabe, diese Standortgebundenheit/ Situiertheit nicht zu ignorieren, sondern mit dieser zu arbeiten.
Methodenvielfalt und interdisziplinäre/transmediale Forschung
Die Abteilung bietet den Studierenden die Möglichkeit zum Lernen und Experimentieren mit verschiedenen Methoden der künstlerischen und wissenschaftlichen Forschung und mit verschiedenen Formaten der öffentlichen Präsentation von künstlerisch-wissenschaftlichen Ergebnissen.
Die Künste des Handelns und die illegitimen Künste

In der Abteilung für künstlerische Wissenspraktiken untersuchen wir die illegitimen Künste (Pierre Bourdieu) und die Künste des Alltags (Michel de Certeau) als Taktiken, alternative Praktiken der Kunst- und Wissensproduktion zu ermöglichen.
Dekoloniale Praktiken

Eines der Hauptinteressen der Abteilung ist es, an den zeitgenössischen Debatten über die Notwendigkeit der Dekolonisierung der Wissensproduktion anzuknüpfen und nicht nur theoretisch, sondern vor allem in der Praxis mit neuen Ansätzen und Formaten der Wissensproduktion zu arbeiten. Im Zentrum der dekolonialen Kritik an der westlichen Wissensproduktion steht die hierarchische Binärstruktur, die Kunst und Wissenschaft gegenüberstellt, und andere (illegitime) Wissenspraktiken ausschließt.
Kontext, relationale und partizipative Ästhetik

In der Abteilung für künstlerische Wissenspraktiken betonen wir die Bedeutung von Kunst und kulturellen Praktiken für die Entwicklung von Formen des Miteinanders, um die Grenzen zwischen Teilhabe, Teilnahme, Mitbestimmung, Mitwirkung und Mitgestaltung sozialer Beziehungen zu untersuchen. Wir begreifen Relationalität als eine Praxis der Bezogenheit nicht nur zwischen Personen, sondern auch zwischen Ideen, Kulturen und unterschiedlichen Hintergründen. Aus der Perspektive einer relationalen Ästhetik (Bourriaud) können,
Künstlerische Wissensproduktion und sozial engagierte kuturale Praktiken zusammenkommen, um in verschiedenen sozialen Kontexten die Politik der Ausgrenzung und der Inklusion herauszufordern und Interkonnektivität zu fördern.
Künstlerische Forschung

Die Abteilung für künstlerische Wissenspraktiken betrachtet die künstlerische Forschung als eine Praxis der Reflexion über das implizite Wissen der Künste und als einen Ort des Experimentierens mit transformativen und relationalen Wissenspraktiken. Künstlerische Forschung ist exzentrische Forschung und bewegt sich an den Grenzen der etablierten Disziplinen.


Autoethnografie

Die Ethnografie ist eine anthropologische Methode zur Untersuchung von Gemeinschaften, die normalerweise auf der teilnehmenden Beobachtung beruht. Während diese Methode in der Regel zur Untersuchung "anderer" Kulturen eingesetzt wird, betrachtet die Autoethnografie persönliche Geschichten, Beobachtungen und autobiografische Forschung als wichtige Informationsquelle zur Untersuchung sozialer, kultureller und politischer Ereignisse. Die Autoethnografin setzt Selbstreflexivität ein, um ihre persönlichen Erfahrungen zu hinterfragen und die Verbindungen zwischen dem Persönlichen und dem Politischen sowie dem Individuellen und dem Gemeinschaftlichen zu beleuchten. Auch wenn das Selbst schon immer ein präsentes Thema und eine Inspirationsquelle für Künstler*innen war, ist die Autoethnografie eine nützliche Methode, um persönliche Berichte mit einem systematischen Ansatz in die Forschung zu integrieren.
Bildanalyse

Bilder sind von zentraler Bedeutung für die politischen Landschaften des Westens, sie sollen unterhalten, wir nutzen sie zu Archivierungszwecken für die Konstruktion und Bewahrung von Erinnerungen, wir schaffen Identität und Subjektivität durch die visuellen Bilder, die uns umgeben. Da Bilder auf eine andere, vielleicht sogar tiefgreifende Weise kommunizieren als Texte (Silvia Rivera Cusicanqui), müssen wir uns der Macht und des Potenzials der Bilder, die uns umgeben, bewusst sein. Um kritischen Betrachter*innen und kritischen Bildproduzent*innen zu werden. Wir arbeiten mit der Fähigkeit zur Gegenvisualität (Nicholas Mirzoeff) als gewünschte Praxis, mit der wir uns dem Blick stellen und uns mit visuellen Informationen von einem subjektiven Standpunkt aus beschäftigen. Das heißt, eine Art des Sehens, die darauf ausgerichtet ist, Gemeinschaft zu schaffen und Solidarität auszudrücken.
Identität

Die Frage der Identität, wie sie entsteht und welche Rolle sie in politischen und kulturellen Prozessen spielt, ist für unsere Abteilung zentral. Wir betrachten Identität als ein instabiles, sich ständig veränderndes und relational geformtes System von Beziehungen. Wir untersuchen Identität sowohl als Frage der Differenz als auch als ein Aspekt von „Otherness“.
Transkulturalität

Wir arbeiten mit einem transkulturellen Ansatz und betrachten Kulturen als bewegliche, sich verändernde und durchlässige Organisationen. Wir untersuchen soziale und kulturelle Phänomene aus der Perspektive der Vielfältigkeit, um den Reichtum der Kulturen und ihre Transversalität zu erkennen. Unser Ansatz besteht darin, mit dieser Vielfalt nicht nur produktiv zu arbeiten, sondern diese auch zu fördern und zu vertiefen.
Spurensicherungen
Ausstellung
WiSe 2022-23